Die Weiße Elster und der Ort Neumühle sind eng miteinander verwoben: Ohne Fluss keine Mühle – ohne Mühle kein Mehl – ohne Mehl kein Brot und damit auch keine Besiedlung.
Die Weiße Elster entspringt im Elstergebirge 200 Meter von der sächsischen Grenze entfernt auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. In einer Höhe von 725m ü.NN kann man auf dem Mittelgebirgsgelände das weite Quellgebiet erkunden.
Der Vogtländische Gebirgsverein beschloss am 21. Juni 1896 die Quelle massiv zu fassen und so wurde auf der Flur der Ortschaft Steingrün (Vyledy) ein aus Granit bestehendes Quelldenkmal für die Weiße Elster am 6. November 1898 errichtet. 600 Wanderer und Gäste sollen zur Einweihung gekommen sein.
Von der Quelle bis zur Mündung in die Saale bei Ammendorf (Halle) legt sie bei einem Höhenunterschied von 643 m die Länge von 257 km zurück. Sie verfügt dabei über Wasserreserven aus einem Einzugsgebiet von 5400 km². In nördlicher Richtung fließt sie durch Bad Elster, Plauen, Elsterberg, Greiz, Gera, Zeitz und Leipzig.
Durch die geologischen Besonderheiten im Vogtland, dem tief eingeschnittenen Flusslauf, ist neben dem “Steinicht” bei Elsterberg das interessanteste Stück der Weißen Elster zwischen Greiz und Berga zu finden. In den unterschiedlichsten Gesteinsformationen des Ostthüringer Schiefergebirges prägten die früheren riesigen Wassermassen ein tiefes Tal mit vielen Engstellen, Flusswindungen, Prall- und Gleithängen.
In diesem landschaftlich herrlichen Tal liegt Neumühle. Teilweise beträgt der Höhenunterschied zwischen Talsohle und Bergkamm bis zu 150 Meter.
Durch die schon erwähnten Voraussetzungen ist eine Nutzung der Wasserkraft sinnvoll. Von Zeiten des Mühlenbaus bis Ende des 19. Jahrhundert trieben Wasserräder alle Mühlentechnik an. Der Einbau einer Francisturbine schaffte höhere Wirkungsgrade. Die alte Turbinenanlage (Francisturbine) wurde 1979 durch eine effektivere Kaplanturbine ersetzt. Dieser Turbinentyp treibt zu 100 % den Mühlenbetrieb mittels Transmission an. Transmission bedeutet, dass jede zum Betrieb benötigte Maschine über Flachriemen und Riemenscheiben angetrieben wird. Das Herzstück kann man gleich nach Betreten der Mühle bestaunen: Die riesige Hauptwelle!
Die verbleibende – nicht genutzte mechanische Energie wird mittels Generator in elektrische Energie verwandelt und als Ökostrom in das öffentliche Energienetz eingespeist.
Wir können heute sagen, dass sich unsere Energiebilanz positiv auf Umwelt und Natur auswirkt. Wasserturbinen wandeln die potenzielle und dynamische Energie des Wasser in mechanische und elektrische Energie um. Das Wasser bleibt unverändert – es entstehen keinerlei Abgase oder schädliche Stoffe! Mit der Erzeugung von ca. 450.000 kW Strom pro Jahr spart man vergleichsweise 810 t Braunkohle ein, die zur Erzeugung dieser Energiemenge benötigt würden.
Die am Mühlgrabenufer brütenden Wasseramseln und Eisvögel, fischende Graureiher und zufriedene Angler sprechen für die Umweltverträglichkeit dieser Anlage. Wir sind stolz, dass unser Mühlenbetrieb einen Beitrag für die nachhaltig saubere Umwelt leisten kann.
Ein Müller ist immer auch ein Techniker, Erfinder, Bastler, Notbehelfer und Künstler. Wer sich schon einmal eine traditionelle Mühle, sei es Windmühle oder Wassermühle, genauer angeschaut und unter die Lupe genommen hat, wird dem ersten Satz mit gehobenen Augenbrauen zustimmen.
Schließlich wollen viele drehende Räder, Riemenscheiben, Transmissionswellen, Walzenstühle, Plansichter, Hammermühlen, Waagen, Turbinen, Rechen und Schützen, Rohrböden, Absackanlagen, Transmissionsaufzüge (und die eine oder andere Sache mehr) gepflegt, repariert, gewartet, kontrolliert oder ausgebessert werden.
Wie eine Mühle dem Verlauf nach funktioniert, haben Sie bestimmt schon in unserem Kapitel “Was ist Mehl?” gelesen. Nun wollen wir Ihnen in loser Reihenfolge ein paar Bilder zum Thema Mühlentechnik vorstellen…